Kunst als Herausforderung
Von Stephanie Millonig
Kunst ist die Herausforderung anzunehmen, steht an der Wand zu lesen. Eine Herausforderung an den Geist stellen die Arbeiten der Künstlerin Marlen Labus im Kellergewölbe des Alten Rathauses im Rahmen der 10. Langen Kunstnacht dar. Irritierend schon die akustische Wegbereitung: Wer die Treppe hinabsteigt, wird von weiblichen Lustlauten empfangen, Stöhnen in einer kurz unterbrochenen Endlosschleife. Bei längerem Zuhören lassen sich auch Schmerzenslaute vernehmen.
Unter weißem Laken die Ahnung eines Körpers, im Bereich des Kopfes schimmern sich verändernde Leuchtfarben durch das Tuch. Die Kunst als leblose Hülle, aber auch das Geistige in der Kunst wiedergeben will Marlen Labus mit ihrer Installation. Es dominiert jedoch die leidenschaftliche Akustik, wie auch an dem Gekicher einiger Besucher zu erkennen ist. Wer hat die Kunst gesehen? fragt Labus und lässt den Besucher vor leeren Wänden stehen, die Schuhe, in die er schlüpfen könnte, stehen schon als schwarze Attrappen bereit.
Intellektuell auseinandersetzen soll sich der Betrachter mit der eigenen Vorstellung von Kunst, wo Kunst anfängt, was Kunst für ihn bedeutet. Die Installationen im Keller sollen einen Kontrapunkt setzen zum Umgang mit Kunst als etwas Dekorativem. Das Angebot, ihre Gedanken niederzuschreiben, haben einige Besucher zur Freude der Künstlerin angenommen. Viele waren begeistert, dass es hier um eine ernsthafte Auseinandersetzung mit Kunst geht. Freilich seien auch viele irritiert gewesen.
Im Rathauskeller wartet jedoch nicht nur die gedankliche Auseinandersetzung, sondern auch eine konkrete: Jeder, der Lust hat, kann einen Pinsel nehmen und sich an einem Gemeinschaftsbild beteiligen. Es wird laut Labus für eine Hilfsaktion für Flutopfer von Pakistan versteigert werden - bei der Eröffnung der Herbstausstellung des Regionalverbandes Bildender Künstler am 3. Oktober.
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